Making noise, not getting anywhere.

Friday, October 28, 2005

Education, 1986

a pichter of mexaco

A few weeks ago I found a child's diary in a cardboard box at the side of the road. The diary is from early 1986, starting in the middle of January and ending probably some time in February. A teacher named Karen encouraged 7 year old Miranda to keep a diary, and added questions and comments to it.

The diary is very sweet, and Miranda's private spelling quite endearing. A strange "pichter" of Miranda's life in 1986 emerges from its pages. She describes a visit to her grandparents in New York, which she was very excited about, her problems and friends at her new school, writes about her parents, her brother and her imaginary, double initialed friends. Very touching.

See the whole set.

Thursday, October 27, 2005

Warum nicht öffentlich zu telefonieren sei, und schon gar nicht mit so kleinen Geräten

don't look, but i'm right behind you



1) Öffentliche Telefongespräche werden von den Widerwärtigen meist zu laut geführt, aus eingebildet technischen Gründen, und sind schon allein deshalb aufdringlich und lästig.

2) Zusätzlich wirken die Widerwärtigen, besonders wenn man das Telefon nicht sieht, aber auch sonst, wie taumelnd Schizophrene, die Stimmen hören, und ohne äusseren Anlass emotionale Stürme durchleben. Nicht schön, und instinktiv beunruhigend.

3) Der Inhalt der Gespräche der Widerwärtigen ist, soweit er mitgehört werden kann, eklatant banal und dreht sich meist ums Treffen, Getroffenwerden oder Befindlichkeiten. Dergleichen ist nicht öffentlich und laut abzuwickeln, wenn denn schon überhaupt.

4) Die Körperhaltung der gehenden, radfahrenden, autofahrenden Widerwärtigen spricht von ihrer Abwendung von der Umgebung. Das ist im besten Fall milde unhöflich mir gegenüber, der ich ja in ihrer physischen Umwelt mich aufhalte, in der Regel aber ein verkappter Angriff. Zweimal wurde ich beinahe von einem Widerwärtigen überfahren, auf den Gehsteigen hat man ihnen auszuweichen. Man möchte sich unmütig erregen, manchmal.

5) Man muss nicht erreichbar sein. Man muss nicht über jeden Scheiss reden. Man muss nicht dauernd reden. Man soll auch mal allein sein. Jedes ans Ohr gepresste Piepsding erinnert mich daran, dass ich diesen Grundprinzipien der Würde des Individuums als Quasiquastenflosser anhänge. Das machen die Widerwärtigen doch extra.

6) Verschlimmert wird all das Genannte dadurch, dass nichts davon ja in einem einsehbaren Sinn nötig wäre. Sie verlören keine Zeit, wenn sie erst zu ihrem Ziel gingen und dann rasch telefonierten, weil sie ja telefonierend ohnehin viel langsamer latschen und sich vermutlich dreimal verfransen unterwegs. Sie verlören keinen Tick Respekt im Freundeskreis, wenn sie nicht aus der Schlange in der Cafeteria meldeten, jetzt grade kurz vor dem Erwerb eines Kaffees zu stehen. Sie tuns trotzdem, und weil das Tun all die geschilderten Nachteile für die Umwelt mit sich bringt, und ein Mensch von Gefühl und Verstand das Vorhersehen kann, tun sie es also aus reiner, schwarzer Bosheit. Die Focker.

7) Die Klingeltöne. Muss ich mir wirklich den Nussknacker auf der Eichhörnchenorgel anhören, jedesmal wenn einem jungen Menschen die kalte Kralle der Einsamkeit das Herz zu Mus ballt, und er also Ansprache sucht? Offenbar - jedoch.

8) Das Klingeln in Veranstaltungen. Ein Lehrer in Florida hatte kürzlich die pfiffige Idee, allen klingelnden Telefonen in seinen Stunden selbst auf den Grund zu gehen. Natürlich kommt er jetzt kaum noch zum Unterrichten und sagt dauernd pfiffig "Ja hallo, wer ist denn da" in ein kleines Gerät. Die Schüler sind zwar widerwärtig, aber ja nicht blöd. Eine leider verbreitete Verwechslung unter Studenten des menschlichen Charakters.

9) Das Klingeln überhaupt. SCHALTET DEN VERFOCKTEN VIBRATIONSALARM EIN, IHR KRANKEN! Wozu hat der Herrgott ihn denn gemacht? Hä?

Soweit ersma.

Tuesday, October 25, 2005

Exzisterzienserexerzitien

vader force sprinkler

Man muss sich natürlich sehr in acht nehmen vor der Behauptung, früher, zumal zu einer Zeit, die man selbst bestenfalls aus den Lügen der Älteren kennt, sei irgendwas auch nur ein klein wenig besser gewesen als heute. Und natürlich gibt es ja auch heute noch Rasensprenger, wo Form noch Funktion folgt, wie sich das gehört. Zwei Widersprüche gegen eine eventuelle Behauptung des allgemeinen Niedergangs.

Die Hoffnung aber, der Funktion der Dinge und den Mechanismen im Weltgetriebe durch ihre Verkleidung als Plastikmythen entgehen zu können, und die unüberbrückten Wände zwischen Subjekt und Objekt mit Tapeten voller Comicfiguren unterhaltsam zu verkleben, erwürgt den Impuls, der sie hervorbrachte.

Saturday, October 22, 2005

The Spookiness of Inside

apparition

There is no mistaking the fact that after decades of intense research, we aren't much closer to answering the questions about consciousness, and not even much closer to knowing what exactly it is we are asking. The inside of our skull still looks as mysterious as ever.

Tuesday, October 11, 2005

Die Verwirrung

Im Moment, in dem ich aus dem Gesundheits-Fastfood-Restaurant wieder ans Strassenlicht trete, und mit Hanns Lesers Henscheidgezische im Ohr, quatsch, Hanns Zischlers Henscheidlesung, um mich wogten gestrandete Hippies, hungrige Studenten und die schon ganz ratlos vor sich hinlebende Bewohnermeute der Telegraphstrasse, schwarz zumeist im Gesicht und manche auch in der Seele - Moldavia, die schillernd wahnsinnige Hutverkäuferin, Hutmacherin auch, aber hier auf der Strasse zunächst Hutverkäuferin, berichtete, dass mitunter ein bürgerrechtsbewegter und mithin also kriminell wahnsinniger Neger zu ihr hintrete und sie quasi mit Beschlag belege, weil, sagte Moldavia, die irgendwo aus dem Pazifik oder der Südsee her stammt, die genaue Insel hab ich vergessen, sie ja qua Hautfarbe auch den Verhaltenskodex der ewig Untergebutterten und rassisch Ausgegrenzten zu befolgen habe, wozu sie, Moldavia, aber gar keine Lust habe, sondern sie spreche alle Sprachen der Welt, hundertachtunddreissig Sprachen spreche sie, Finnisch zum Beispiel, und sie spreche gerne auch mit jedem, aber das sähen die Neger nicht gerne, das ist ein Bruch in der Solidarität, wenn eine schwarze Frau mit einem Finnen zum Beispiel spricht, dabei sei sie ja gar nicht schwarz oder aus Afrika, sondern von einer Insel, und wirklich driftete ja eine Dreierkonstellation junger Schwarzer an uns vorbei, während sie uns das alles erzählte, damals, und stellte sich drei Meter entfernt auf und guckte immer wieder dreifach ablehnend zu uns herüber, der Moldavia grade je zwei, also insgesamt alle vier vefügbaren Ohren abkaute mit ihrem paranoiden, aber werweiss auch wieder fundierten Gerede, die Dreiergruppe war sozusagen die manngewordene Verkörperung ihrer Klage und im Gesamtbild also alles in Ordnung, der Teil und das Ganze, ein dichtes, schwindelnmachendes Hologramm der sozialen Situation, vor ein paar Wochen und hier an derselben Ecke - im Moment also, indem ich hier auf die nunmehr aber moldavialose Strasse hinaustrat, den Sack mit dem Burger und den Knoblauchfritten und dem Eistee, ungesüsst, in der rechten Hand, fiel mir siedendheiss einerseits, gefrorenkalt andererseits wieder ein, dass ich ja heute gar nichts zu essen hatte kaufen wollen, sondern vielmehr und bauernschlau die mitgebrachten tiefgefrorenen Mikrowellengerichte mir hatte zubereiten und einpfeifen wollen. Moldavia kannte übrigens auch Whoopy Goldberg und hatte ihr einen Hut verkauft, das erklärte vielleicht manches, stand sogar im Guinessbuch der Rekorde mit ihren Hüten. Vermutlich hatte das aber auch gar nichts mit der ganzen Misere zu tun, und half mir deshalb auch nicht bei meinem dekadent westlichen Essensüberschuss, ein Burgerberg und eine Gefrorenemahlzeitenlawine quasi, und ganz ohne Subventionen. Naja, dachte ich, jetzt ist ja auch schon alles wurscht und trug den ganzen Schrott bergauf, um ihn dann Stück für Stück und im Lauf des Tages wegzuputzen.