Making noise, not getting anywhere.

Friday, March 17, 2006

Staubmilbe gesucht

Sodbrennen kennt ja jeder, hier in den USA zumal. Etliche Regalmeter in den konkurrierenden Drogeriemarktmolochfilialen Walgreens, Long's, Elephant Pharmacy und Walmart sind mit Antacidtabletten, -pasten, -pülverchen vollgestellt, der lustigen Rechtslage im Medikamentenwesen wegen meist mit einem Markenprodukt und der Hauskopie direkt daneben. Die Hauskopie ist von schlichtem Design, ein paar Dollar billiger als die Markenware und fordert den Käufer unweigerlich an prominenter Stelle dazu auf, die Inhaltssangaben mit der des Markenproduktes zu vergleichen. Zeigst du mir deins, zeig ich dir meins. Aber auch ohne diese Produktverdopplung herrscht eine irrwitzige Auswahl and Säurepuffern und -blockern, Kalziumkarbonatkautabletten mit Fruchtgeschmack, Wasserstoffionenpumpenhemmer. Es muss dies ein Aspekt der Freiheit sein, die die Terroristen in solch wilden Aufruhr versetzt.

Ich fühle mich in diesen Säuremittelbasen zuhause und verstanden, denn wie ich anlässlich einer traumatischen Schlauchverschluckung erfuhr, ist mein Speiseröhrenschliessmuskel zu schwach für den Job, aber leider unkündbar, und nun schwappt regelmässig die Magensäure nach oben und beisst mit kleinen Zähnen in empfindliches Gewebe. So weit, so gewöhnlich.

Oft aber geht mein Sodbrennen einher mit dumpfem Schmerz in einem fünfmarkstückgrossen Fleck an der Aussenseite meines rechten Handgelenks, und das fasziniert mich. Eine vage Forstellung von Nervenkonvergenz machte mich glauben, dass das ein ein Schmerzsignal aus meinem Getriebe ist, das übers Handgelenkkabel an den falschen Schmerzempfinder geleitet wird. Aber der Arzt, dem ich die Theorie vortrug, winkte nur abschätzig und ein bisschen verlegen ab. Quatsch. Seitdem versuche ich, Karten von dieser Nervenkonvergenz zu finden, bislang mit einer drolligen Kombination aus wenig Einsatz und wenig Erfolg. Wahlweise nähme ich auch einen Beleg dafür, dass diese Nervenverwirrung von Person zu Person verschieden ist, und es also bei Hinz ein Leberleiden signalisiert, wenn der grosse Zeh ziept, bei Kunz hingegen einen Milzdefekt.

Ich gebe die Wissenslücke hier mal zu Protokoll. Vielleicht kommt eine Staubmilbe und schliesst sie.

2 Comments:

Blogger marie said...

Eigentlich moechte ich lieber keine Staubmilbe sein. Aber ich haette trotzdem eine Idee, wie Handgelenk und Speiseroehre miteinander kommunizieren koennten. Eigentlich sogar zwei:
Magensaeure sickert beim Sodbrennen in Gewebe um die Speiseroehre herum, und stimuliert durch pH Aenderung Nerven in der Naehe. Meine (praktischerweise nicht testbare) Hypothese ist, dass bei Dir ein oder mehrere Axone des Nervs, der unter anderem das Handgelenk versorgt (wahrscheinlich der Ulnar Nerv) auf diese Art stimuliert werden. Der Ulnar Nerv biegt vom Plexus brachialis ab, der zwar nicht direkt um die Ecke von der Speiseroehre liegt, aber zumindest nicht ganz weit davon entfernt ist. Vielleicht hast Du ja besonders audgedehnte Perineuralraueme. (Bei mir ist deswegen zum Beispiel nach einem Zahnarztbesuch nicht der kaputte Zahn, aber statt dessen Nacken, das Schulterblatt unbd der halbe Arm taub.)
Die zweite Idee ist, dass Du automatisch eine Schonhaltung beim Sodbrennen einnimmst, und dabei Druck auf den Ulnar Nerv ausgeuebt wird. Da ich noch nie selber Sodbrennen hatte, kann ich nicht beurteilen, ob das wahrscheinlich ist oder nicht. Zum Spielen: http://www.anatomyatlases.org/atlasofanatomy/plate25/index.shtml
Ach ja, medizinische Kompetenz: keine

11:51 AM

 
Blogger Kai said...

Ah, vielen Dank, das kommt mir wie eine ausgezeichnete Theorie vor, gleich stell ichs neben meinen Konvergenzaberglauben ins innere Bücherregal. Das kann ich mit dem neu erworbenen Wissen jetzt auch endlich aus dem Oberstübchen in die Perineuralräume umstellen und die Spinnweben wieder auspacken, die da oben rechtmässig wohnen.

3:51 PM

 

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